Universitätsbibliothek Hagen


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Lesung: "Gefährliche Liebschaften"

Kriszti Kiss und Peter Schütze lesen aus dem Roman von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos:
am Donnerstag, 30. Oktober 2008, ab 19.00 Uhr, in der Universitätsbibliothek Hagen, Ausstellungsraum, Universitätsstraße 23, 58097 Hagen.
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hagen e.V.

1782, sieben Jahre vor der französischen Revolution, erschien in Paris der Briefroman "Les liaisons dangereuses" ("Gefährliche Liebschaften"). Das zunächst anonym gedruckte Buch provozierte, als Schlüsselroman einer sittenlosen Adelsgesellschaft missverstanden, einen literarischen Skandal. Bereits 1783 lag eine deutsche Übersetzung vor. Ihr folgten im 19. und 20. Jahrhundert weitere deutschsprachige Bearbeitungen, von denen einige den Roman zur schlüpfrigen "Boudoirliteratur" verfälschten; in Frankreich stand das Werk im 19. Jahrhundert lange Zeit auf dem Index der verbotenen Schriften.

Der Autor Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos wurde 1741 in Amiens geboren. Laclos schlug die Offizierslaufbahn ein, doch seine Herkunft aus dem niederen Adel behinderte seine militärische Karriere. Während der französischen Revolution schloss sich Laclos den Jakobinern an. Trotzdem wurde er mehrfach verhaftet; nur der Sturz Robespierres rettete ihn vor der Guillotine. Zum Zeitpunkt des Staatsstreichs Napoleons 1799 trat Laclos wieder in die Armee ein. 1803 übernahm er ein Kommando in Italien. Noch im selben Jahr starb er in Tarent an den Folgen der Malaria.

Choderlos de Laclos zeichnet in seinem Roman die kalte, von Machtstreben, Eitelkeit und Müßiggang geprägte Welt des Adels:
Die Marquise de Merteuil, die stets den Schein der Tugend wahrt, benutzt als Komplizen und als Werkzeug ihrer Intrigen ihren früheren Liebhaber, den Vicomte de Valmont. Sie will sich an einem anderen ehemaligen Geliebten, dem Comte de Gercourt, rächen und beauftragt deswegen Valmont, Gercourts Braut Cécile zu verführen. Valmont ist aber vor allem an der empfindsamen und tugendhaften Madame de Tourvel interessiert. Zwar erreicht er auch bei ihr sein Ziel, doch die Marquise de Merteuil erkennt bald, dass Valmont sich in sein Opfer Madame de Tourvel verliebt hat. Die Marquise will ihn für diesen "Verrat" bestrafen und macht die Umstände von Céciles Verführung publik. Damit stößt sie Ereignisse an, die alle Personen ins Verderben reißen.

Choderlos de Laclos hat außer diesem Roman nur wenige literarische Schriften hinterlassen. Die subtile psychologische Analyse von Verstellung und Gefühl und die sprachliche Vielschichtigkeit verliehen seinem Hauptwerk eine Vorbildfunktion für die kritisch-realistischen Gesellschaftsromane des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Autoren wie Stendhal, Baudelaire und Heinrich Mann, der den Roman ins Deutsche übersetzte, gehörten zu den Bewunderern des Autors. Der Dramatiker Heiner Müller verwandte die "Gefährlichen Liebschaften" als Vorlage für sein Theaterstück "Quartett", das 1982, 200 Jahre nach dem Erscheinen des Romans, uraufgeführt wurde. Stephen Frears (1988) und Milos Forman (1989) haben den Roman kongenial verfilmt und wieder einem breiteren Publikum bekannt gemacht.

Nachricht gültig bis 30.10.2008



Letzte Änderung: 08.09.2021