Universitätsbibliothek Hagen


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Lesung "Die Nashörner"

"Die Nashörner" - Kriszti Kiss und Peter Schütze lesen am 8.9.2009 aus dem Drama von Eugène Ionesco

Eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hagen e.V. am Dienstag, 8. September 2009, 19.00 Uhr im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Hagen, Universitätstrasse 23, 58097 Hagen

Es ist Sommer in der kleinen Stadt. In einem Gasthof treffen sich zwei ungleiche Männer: Beringer, ein unangepasster, vom Leben gelangweilter Angestellter, und Hans, ein Karrierist, der, so scheint es, keine Probleme kennt. Mit dieser alltäglichen Szene beginnt Eugène Ionescos (1909-1994) Schauspiel "Die Nashörner" ("Rhinocéros").

Bald aber geschieht in der kleinen Stadt Beunruhigendes und Befremdliches: Ein Nashorn galoppiert über den Marktplatz des Ortes. Es verschwindet und erscheint erneut. Zwischen Beringers Kollegen bricht ein Streit aus über die Existenz und die Bedeutung der Nashörner und über geeignete Abwehrmaßnahmen, der zunehmend die ganze Stadt ergreift. Es zeigt sich, dass diese Geschöpfe in Tiere verwandelte Menschen sind. Wie groß ihre Macht schon ist, offenbaren die aufgeregten und wortreichen Diskussionen aller Bewohner der Stadt. Nach und nach verwandeln sich die Einwohner, die Kollegen und Bekannten Beringers willentlich in Nashörner. Selbst Daisy, eine junge Frau, die Beringer liebt, verlässt ihn am Ende und wird zum Nashorn. Unglücklich bleibt Beringer in der von Nashörnern erfüllten Welt zurück – ein Verlorener, der "letzte Mensch".

Das 1959 uraufgeführte Schauspiel "Die Nashörner" brachte für Eugène Ionesco den endgültigen Durchbruch zum internationalen Ruhm. Der Autor wurde sichtbar als der wohl einflussreichste Dramatiker des Absurden Theaters. Die Zuschauer und die Theaterkritik erkannten in seinem Schauspiel eine schlüssige Parabel über Konformismus und Gefühllosigkeit, politische Verführbarkeit und ideologischen Massenwahn. 1960 bemerkte Ionesco zu seinem Drama: "Ich bin wie immer von meinen persönlichen Zwangsvorstellungen ausgegangen. Und ich habe mich daran erinnert, wie mir im Laufe meines Lebens immer wieder das auffiel, was man vielleicht als den Strom der öffentlichen Meinung bezeichnen könnte, das plötzliche Aufkommen einer Meinung, ihre Ansteckungskraft, die der einer echten Epidemie nicht nachsteht. ... Die Menschen würden Sie ohne Gewissensbisse umbringen, wenn Sie nicht denken wie sie. Und die Geschichte der letzten fünfundzwanzig Jahre hat uns gelehrt, dass Menschen, die eine solche Umwandlung erfahren haben, nicht nur den Rhinozerossen ähneln – sie werden tatsächlich Rhinozerosse."

Nachricht gültig bis 08.09.2009



Letzte Änderung: 08.09.2021