Eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Italien und der Gleichstellungsstelle der FernUniversität am Dienstag, 20. März 2012, 19 – 21 Uhr (Eintritt frei). Die Veranstaltung findet in der Ellipse im ehemaligen TGZ der FernUniversität statt (Universitätsstraße 11, 58097 Hagen).
Michela Murgia, 1972 in Sardinien geboren, wurde in Italien zunächst mit einem satirischen Buch über ihre Erfahrungen in einem Callcenter bekannt (deutsch "Camilla im Callcenterland"). Die Verfilmung des Buches hatte unter dem Titel "Das ganze Leben liegt vor Dir" auch in Deutschland einen großen Erfolg.
"Accabadora", der 2009 erschienene erste Roman Michela Murgias, spielt in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Er schildert das Weiterleben urtümlicher Gebräuche und mythischer Vorstellungen in einem sardischen Dorf. Im Mittelpunkt steht der Emanzipations- und Reifeprozess der jungen Maria Listru. Sie wächst in einer Welt starker Frauen auf und muss lernen, die Widersprüche der Vergangenheit und der Gegenwart in sich zu versöhnen. Maria wird als Sechsjährige von ihrer Mutter, einer armen Witwe, der wohlhabenden Schneiderin Bonaria Urrai anvertraut. Sie wird eine "fill` e anima", eine "Seelentochter": Bonaria zieht Maria groß, dafür wird diese sich um ihre Pflegemutter kümmern, wenn sie hilfebedürftig sein wird. Das Mädchen erhält eine gründliche Schulausbildung – ungewöhnlich in der ländlichen Welt Sardiniens zur Handlungszeit des Romans. Erst sehr viel später entdeckt Maria ein Geheimnis der Bonaria: Diese ist eine "accabadora". So heißen in der sardischen Tradition die Frauen, die nach festgelegten Regeln Alten und Todkranken beim Sterben helfen. Empört verlässt die junge Frau ihre Pflegemutter. Erst als sie Jahre später zur jetzt schwerkranken Pflegemutter in ihr Dorf zurückkehrt, erfährt sie, wie wahr der Satz der Bonaria war: "Ehe du dich versiehst, kannst du selbst in so eine Situation kommen."