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"Christus kam nur bis Eboli"

Richard Saringer liest aus dem Buch von Carlo Levi. Einführung von Georg Schirmers (UB Hagen): Carlo Levi und der Mezzogiorno
Eine Veranstaltung der Universitätsbibliothek Hagen in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Italien am Dienstag, 25. Februar 2014, 19-21 Uhr (Eintritt frei). Die Veranstaltung findet im KSW-Seminargebäude, Bauteil A, EG, 1-3 statt.

An einem Augustnachmittag des Jahres 1935 wird in einem Dorf im süditalienischen Lukanien ein gefesselter Mann aus einem Polizeiwagen entladen und den örtlichen Autoritäten übergeben. Es handelt sich um Carlo Levi (1902-1975), Arzt, Schriftsteller und Maler. Als Antifaschist saß er zuvor in einem römischen Gefängnis ein, dann wurde er als Verbannter nach Grassano in Lukanien und von dort in das noch entlegenere Gagliano geschickt. Der aus Turin stammende Intellektuelle muss sich auf unbestimmte Zeit mit einer von Armut, Aberglauben und Krankheit geprägten bäuerlichen Welt auseinandersetzen. Der Verbannte darf die Grenzen der Gemeinde nicht überschreiten, seine Briefe werden zensiert, die untereinander verfeindeten Vertreter der Obrigkeit versuchen, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Die armen Bauern aber verehren und lieben bald den Fremden, der ihrer archaischen Welt mit Respekt begegnet und der trotz aller behördlichen Verbote versucht, ihnen als Arzt zu helfen.

Carlo Levi beginnt wieder zu malen. Er lernt die Riten und Vorstellungsformen einer noch heidnisch geprägten Gesellschaft kennen, die auf Grund ihrer jahrhundertelangen Bewegungslosigkeit außerhalb der Geschichte steht. „Wir sind keine Christen“, so zitiert Levi die Bauern von Gagliano, „wir gelten nicht als Menschen, sondern als Tiere, als Lasttiere und noch geringer als Tiere und Koboldwesen, die doch ihr freies, teuflisches oder engelhaftes Dasein leben; denn wir müssen uns der Welt der Christen jenseits unseres Horizontes unterwerfen.“

Carlo Levi hat 1943, versteckt in dem von Nazitruppen besetzten Turin, ein Buch über seinen acht Monate währenden Aufenthalt in Gagliano geschrieben. Unter dem Titel „Christus kam nur bis Eboli“ erschien es 1945 nach der Befreiung Italiens. Carlo Levis Buch entzieht sich jeder gattungsmäßigen Einordnung. Es ist ein dokumentarischer Text, dessen poetische Sprache und Beschreibungskraft immer wieder den Blick des Malers offenbaren. Levis Schilderungen zeigen die analytische Fähigkeit eines Ethnologen, der von den Menschen, die er schildert, zunehmend fasziniert ist und der sich doch der Fremdheit seiner Umgebung stets bewusst bleibt.

„Christus kam nur bis Eboli“ galt bald nach seinem Erscheinen als eines der wichtigsten literarischen Werke des italienischen Neorealismus. Zur weltweiten Berühmtheit des Buches trug auch die kongeniale Verfilmung durch Francesco Rosi 1979 bei.

Nachricht gültig bis 25.02.2014

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Letzte Änderung: 11.02.2022


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